Genetische Analysen in Sonderfällen
Moderne DNA-Tests in Sonderfällen quantifizieren den Inzestgrad, indem spezifische genetische Marker enge blutsverwandte Beziehungen bestätigen.
Biologische Verwandtenbeziehungen
In besonderen Fällen werden wir mit der Analyse von biologischen Beziehungen zwischen eng verwandten Personen beauftragt. Die genetischen Untersuchungsmethoden ermöglichen hier eine präzise wissenschaftliche Analyse der biologischen Verwandtschaftsverhältnisse.
Genetische Grundlagen
Die genetische Analyse solcher Fälle basiert auf zwei unterschiedlichen Vererbungslinien:
Die maternale (mütterliche) Linie wird durch die mitochondriale DNA nachgewiesen. Diese wird ausschließlich von der Mutter an alle ihre Kinder weitergegeben. Die paternale (väterliche) Linie lässt sich durch das Y-Chromosom nachverfolgen, das nur von Vätern an ihre Söhne vererbt wird.
Ein wichtiger genetischer Indikator ist die sogenannte Homozygotie - das Vorliegen identischer Allele (Genvarianten) oder STR-Merkmale (Short Tandem Repeats) an bestimmten Genorten. Bei eng verwandten Personen tritt Homozygotie häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung, da sie mit höherer Wahrscheinlichkeit identische Gene von gemeinsamen Vorfahren geerbt haben.
Wissenschaftliche Analysemethoden
Die Untersuchung erfolgt durch eine detaillierte DNA-Analyse spezifischer genetischer Marker. Dabei werden zwei wesentliche Aspekte untersucht:
- Die Übereinstimmung genetischer Marker zwischen verschiedenen Personen
- Das Auftreten identischer Marker innerhalb des Erbguts einer einzelnen Person
Bei eng verwandten Personen zeigt sich eine signifikant höhere Anzahl übereinstimmender genetischer Marker im Vergleich zu nicht verwandten Individuen. Dies lässt sich durch statistische Methoden präzise quantifizieren.
Statistische Auswertung
Nach der molekulargenetischen Analyse erfolgt eine umfassende statistische Auswertung der erhobenen Befunde. Die daraus gewonnenen statistischen Kenngrößen ermöglichen eine wissenschaftlich fundierte Aussage über den Grad der biologischen Verwandtschaft und damit die Inzest-Wahrscheinlichkeit. Diese Ergebnisse werden in einem detaillierten Gutachten dokumentiert.
In sehr komplexen statistischen Fragestellungen arbeiten wir mit dem Institut für forensische Statistik und Qualitätssicherung (IFSQ) in Bonn zusammen.